Natur & Imitation



Was imitieren wir eigentlich mit unseren Nymphen?
Reinanken ernähren sich keineswegs ausschließlich von Mückenlarven, wie beispielsweise die der Zuckmücke. Die Nahrung der Coregonen erstreckt sich von Plankton bis hin zu Fischlaich:

  • Fluginsekten (Zuckmücken, Büschelmücken, Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen und Libellenlarven)
  • Zooplankton (z.B.: Wasserflöhe, Hüpferlinge oder Ruderfußkrebse)
  • Fischlaich und Fischbrut
  • Wasserschnecken
  • Wasserasseln

Die Imitation der Zuckmücke bleibt für den Renkenfischer allerdings immer noch am interessantesten.

Familie Chironomidae - Zuckmücken:

Klasse:
Insekten
Unterklasse:
Fluginsekten
Überordnung:
Neuflügler
Ordnung:
Zweiflügler (Diptera)
Unterordnung:
Mücken (Nematocera)
Familie:
Zuckmücken (Chironomidae)

Die Larven der Zückmücken machen in unseren Seen ca. 75% des Faunabestandes aus und sind somit eine wichtige Nahrungsgrundlage für Aale, Brachsen, junge Barsche und Zander, Karpfen, Forellen, Saiblinge und natürlich auch für Reinanken. Es zeigt sich also, dass sich die Fangaussichten mit der Nymphe bei weitem nicht auf Renken beschränken. Bevor Sie aber nun den folgenden Text mit etwas verminderter Freude lesen, sollten wir vorweg eines klarstellen: Die Zuckmücken haben im Unterschied zu Ihren lästigen Verwandten, den Stechmücken, keinen ausgebildeten Stechrüssel und bleiben somit harmlose kleine Mücken deren näherer Betrachtung mit ruhigem Gewissen nachgegangen werden kann. Die Zuckmücken gehören, wie der Name schon sagt, zu der systematischen Ordnung der Mücken, und sind enge Verwandte der für uns Renkenfischer ebenso interessanten Büschelmücken. Sie umfassen ca. 5000 dokumentierte Arten auf der ganzen Welt, davon ca. 1000 in Mitteleuropa. Eine besondere Eigenschaft der Zuckmücken stellt ihre unglaubliche Anpassungsfähigkeit dar. Chironomidenlarven findet man in Thermalgewässern in Nordamerika mit einer Wassertemperatur von 51 °C, ebenso wie in Gletscherseen mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.
Zuckmücken durchlaufen in ihrem Leben mehrere Phasen. Zuerst werden die Eier der Mücken in das Wasser entlassen (bei aquatischen Formen), woraus sich die Larve entwickelt. Nach dem längsten Lebensabschnitt als Larve entwickelt sie sich zur fortgeschrittenen Puppe und schlussendlich zum flugfähigen Imago an Land.


Zuckmückenlarve:

Nach drei bis sechs Tagen schlüpfen aus den Eiern, die Eizahl pro Insekt liegt bei 20 bis 3000, die dünnen, länglichen, wurmähnlichen Chironomidenlarven. Sie haben drei Brust- und neun Hinterleibssegmente mit einem deutlich abgegrenzten Kopf. Auf diesem Kopf befinden sich mehrer Augenpaare, zwei Fühzuckmückenlarveler und deutlich entwickelte Mundteile. Es folgt das erste Brustsegment mit zwei kleinen Fußstummeln. Bis zum letzten Segment wo sich ebenfalls ein Paar Stummeln befindet (die sogenannten Nachschieber), sind alle dazwischen liegenden Segmente ohne Anhänge und weisen eine zylindrische Form auf. Die beschriebenen Anhänge können gut mit kleinen Federchen an der Nymphe imitiert werden. Mit diesen Nymphen an der Hegene können oft überragende Erfolge erzielt werden, weshalb diese Art in keiner Nymphenschachtel fehlen sollte. Weiters sind viele Larvenarten leicht durchscheinend oder sogar annähernd transparent mit sichtbaren Organen, was wir bei der Kreation unserer Nymphenmuster berücksichtigen. Viele Larvenarten bauen, ähnlich den Köcherfliegen, kleine Röhren und Gehäuse in denen sie leben. Sie bauen dabei oft kleine Sandkörnchen, Pflanzenreste und Schlammbestandteile ein, die sie mit einem klebrigen, selbst produzierten Sekret zu einem röhrenförmigen Gehäuse verbinden. Die Chironomidenlarven schwimmen im Wasser nicht aktiv, können jedoch mithilfe ihrer Nachschieber am Gewässerboden kriechen, sich mit dem Wasserstrom umher treiben lassen und einfache Bewegungen ausführen. Manche Arten können sich sogar mit ihrem Köcher fortbewegen. Atmen können alle im Wasser lebenden Larven über die Haut. Dazu müssen sie sich jedoch in sauerstoffarmen (Schlammzone, tiefere Wasserzone) Wasser fortbewegen, um so für einen sauerstoffreichen Wasserstrom zu sorgen. In sauerstoffreichen Zonen stellt die Aufnahme von ausreichend Sauerstoff kein Problem dar. Besonders im sauerstoffarmen Schlamm findet man die typischen rot gefärbten Zuckmückenlarven. Bei diesen Chironomus-Arten ist die Blutflüssigkeit mit dem sauerstofftransportierenden Protein Hämoglobin angereichert, die ihnen die knallig rote Färbung gibt.

bloodworm
"Bloodworm" - vergrößerte Zuckmückenlarve, © by Jasper Nance

Puppenstadium und Imago an Land:

Das Larvenstadium ist das Längste im Leben einer Zuckmücke. Es dauert ca. ein Jahr bis sich aus den Larven die Zuckmückenpuppen entwickeln. Während des Larvenstadiums häuten sie sich viermal. Im Puppenstadium verbleiben die Chironomiden entweder in den Gehäusen, die sie schon als Larve genutzt haben oder sie hängen an der Wasseroberfläche, wie es auch von den Stechmücken bekannt ist. Beim Aufstieg vom Gewässergrund zur Oberfläche bewegen sich die Zuckmückenpuppen mithilfe von Schwimmbewegungen und einer Luftfüllung aufwärts. Oben angekommen schlüpfen die Puppen innerhalb weniger Minuten aus ihrer Hülle und präsentieren sich nun als fertig flugfähige Mücke an der Wasseroberfläche. Das Stadium als Puppe, sowie als fertige Mücke dauert jeweils nur wenige Tage. Nach dem Hochzeitsflug, wo sich Männchen und Weibchen paaren, und dem Legen der Eier des Weibchens ins Wasser sterben beide kurze Zeit darauf. Der gesamte beschriebene Lebenslauf, also die Entwicklung vom Larvenstadium zum Adultstadium, wird als Metamorphose bezeichnet.

zuckmückenpuppe
Zuckmückenpuppe, © by aquarium-kosmos.de
Einige Bilder der Zuckmücken wurden uns freundlicherweise von mikro-foto.de und aquarium-kosmos.de zur Verfügung gestellt.